“Regierungen haben den Klimawandel jahrzehntelang unterschätzt – weil sie sich vor allem von Wirtschaftswissenschaftlern beraten lassen”

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    1 year ago

    Wenn man Ideologen glaubt die den freien Markt anbeten, statt Wissenschaft zu betreiben, wundert das nicht undbedingt.

    https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/oekonomie-ist-eigentlich-keine-wissenschaft-11418489.html Artikel von 2010, aktuell wie eh und je

    FRAGE: Als Mathematiker halten Sie die Ökonomie für keine echte Wissenschaft?

    Zumindest was die neoklassische Lehre angeht, muss man wohl eher von einer wissenschaftlich verbrämten Ideologie sprechen. Ich stelle bei der Lektüre von VWL-Lehrbüchern regelmäßig fest, dass die Wirklichkeit der kapitalistischen Wirtschaft dort gar nicht reflektiert wird. Stattdessen werden die eigenen ideologischen Vorurteile in mathematische Modelle gegossen und diese der Wirklichkeit einfach übergestülpt. Damit hat aber in der Tat das Fach Wirtschaftswissenschaft seinen Gegenstand letztlich aufgegeben und streng genommen seinen wissenschaftlichen Status verloren.

    • geissi@feddit.de
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      1 year ago

      Also, dieser Artikel, spricht in der Überschrift allgemein von Ökonomen, auch wenn im Interview nur die Neoklassiker genannt werden.

      Wen genau meinen Sie?

      Sogenannte neoklassische Ökonomen.

      Und als Antwort darauf postest du einen Artikel, der infrage stellt ob Ökonomie allgemein eine Wissenschaft ist, obwohl es im Text wieder um die Neoklassiker geht.

      Es scheint mir, das Problem fängt damit an, dass Leute glauben , das gesamte Feld der Volkswirtschaftslehre bestehe allein aus der neoklassischen Lehre.

      • Wirrvogel@feddit.de
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        1 year ago

        https://de.wikipedia.org/wiki/Neoklassische_Theorie#Universitäre_Lehre

        In der universitären Lehre sind heute fast ausschließlich neoklassische, konsequent marktwirtschaftliche Ökonomen vertreten. Punktuell kommen noch Spieltheorie und experimentelle Ökonomie vor. Im Mai 2014 wurde diese Dominanz von einem Bündnis von 40 Studenten-Vereinigungen aus 19 Staaten kritisiert und stattdessen eine Theorienpluralität in der ökonomischen Lehre gefordert. So würden in Universitäten die sich gegenseitig widersprechenden ökonomischen Theorien nicht gleichberechtigt vertreten und andere Schulen nicht in die Lehre mit einbezogen. Durch die daraus folgende methodische Einseitigkeit (vor allem quantitative Untersuchungen) könne die Ökonomie deshalb auf viele Fragen wie z. B. Finanzmarktstabilität und Klimawandel keine passenden Antworten finden. Unterstützung erfuhren die Initiatoren unter anderem von Thomas Piketty. Bereits 2012 hatten über 1000 Forscher und Studenten ein Memorandum verfasst, um auf „Fehlentwicklungen innerhalb der Disziplin“ hinzuweisen.

        Ich sehe nicht, dass sich viel geändert hätte, aber falls doch haben die anderen Strömungen bisher für mich nicht sichtbar Fuß gefasst und die Parteien fragen nunmal vor allem Ökonomen aus der neoklassischen Lehre an, weshalb die halt auch keine Antworten auf z.B. die Klimakrise haben, die auch nur einen kleinen Sinn machen würden.

        Und so lange das so bleibt ist VWL = neoklassische Theorie und damit Ideologie und keine Wisenschaft für mich.

        Falls es da inzwischen auch oben und in den Universitäten in der jetzigen Lehre dort Veränderungen gäbe wäre das wünschenswert, irgendwie sind aber alle Bestrebungen die ich gesehen habe versickert und im Bereich der Ausbildung und Weiterbildung und in den Schulen wird immer noch nur der alte Kram gelehrt, sehe ich gerade bei einem Abiturienten in einem Wirtschaftsgymnasium und einer Umschülerin Kaufmann/-frau für Büromanagement (IHK). Manche der Lehrunterlagen erwecken in einem das kalte Grausen.

        • geissi@feddit.de
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          1 year ago

          Bereits 2012 hatten über 1000 Forscher und Studenten ein Memorandum verfasst, um auf „Fehlentwicklungen innerhalb der Disziplin“ hinzuweisen.

          Und diese über 1000 Leute, die keine Anhänger der neoklassik sind, sind die alle auch keine Wissenschaftler oder sind die keine Ökonomen?

            • geissi@feddit.de
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              1 year ago

              Homöopathie ist auch einflussreich und wird von Politik und Krankenkassen unterstützt.
              Ist Medizin deshalb keine Wissenschaft?

              • Wirrvogel@feddit.de
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                1 year ago

                Homöopathie ist aber nicht die am häufigsten angewendete Medizin, statt dessen haben wir die sogenannte “Schulmedizin”, weil DAS in den Ausbildungen zum Arzt gelehrt wird. In den Unis und Schulen und in den Aus- und Umschulungen wird aber nahezu ausschliesslich neoklassische Theorie gelehrt und um nochmal auf das Thema des Threads zurück zu kommen, das wird auch von Politikern immer noch herangezogen und deshalb schaffen wir es nicht endlich effektiv den Klimawandel zu bekämpfen.

                Nochmal für dich: Zeig mir wo an den Universitäten die neoklassische Theorie von etwas mehr wissenschaftlichem abgelöst wurde und ich werde das feiern. Ich konnte nicht wirklich etwas finden das mehr als Nische gewesen wäre und so lange das so ist, ist das Fach als Ganzes leider unwissenschaftlich für mich und unglaubwürdig wenn es die Ideologen nicht in ihre Schranken verweisen kann. In der Medizin sind die Schulmediziner die führende Kraft und die Basis, in der Volkwirtschaft sind es die “neoklassischen Homöopathen”.

                Ich widerhole mich aber nur noch und ende das hier.

                • geissi@feddit.de
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                  1 year ago

                  Man kann doch den Stand einer Wissenschaft nicht danach bewerten, was Erstsemestern als vereinfachte Grundlagen beigebracht wird.
                  Im Physikunterricht wird auch zunächst Reibung vernachlässigt.

                  Davon abzuleiten, dass die Neoklassik deshalb heute noch der aktuelle Stand der Forschung ist, is hanebüchen.
                  Eine der Grundannahmen der Neoklassik ist zB der Homo Economicus. Der wird im ersten Semester erwähnt und sofort darauf hingewiesen, dass er in der Realität natürlich nicht existiert.

                  Schon Keynes hat die Neoklassik kritisiert und wenn der nicht mainstream genug ist weiß ich auch nicht worüber wir hier diskutieren.