Kontext. Mai ist ein Charakter, den ich in der Dungeons and Dragons Kampagne Baldur’s Gate gespielt habe.

Der Tempel, in dem Mai liegt, ist vom Licht der Morgensonne geflutet. Die pinken und orangen Bäume vor dem heiligen Berg verlieren ihre Blätter im Wind. Heute ist Mai’s 16. Geburtstag. Es ist das zweite Mal, dass sie den Berg besteigen darf. Beim ersten Mal wurde sie den Göttern des Berges gezeigt. Es ist Tradition bei den Shou. Die Götter entscheiden über ihr Leben. Heute entscheiden sie, welche Zukunft Mai haben wird. Sie nimmt ihre Tasche und einen Esel. Heute darf niemand außer den Götter mit ihr sprechen. Ihr kleiner Bruder hat sich gestern Abend als letztes verabschiedet. Während sie auf den Berg wandert, hört sie die Götter durch die Höhlen sausen. Sie warten. Immer wieder bleibt Mai stehen. Schaut hinunter in die Stadt. So friedlich mit den Bäumen, den Plantagen und Reisfeldern. Es wird kälter. Mai zieht sich den Mantel an, der ihr mitgegeben wurde. Gegen Mittag durchbricht sie die Wolkendecke. Sie rastet an einer kleinen Kapelle, eine von vielen an diesem Berg. Die Wolken sind nicht groß. Es ist ein ruhiger Tag. Sie geht weiter. Am frühen Nachmittag erreicht sie das Gipfelkreuz. Von hier sieht sie schon die Höhlen, in den man die Götter trifft. Sie lässt ihren Esel angeleint stehen und betritt die Höhlen. Sie hört die Götter sausen. Mehr als je zuvor. Sie betritt einen kleinen Tempel. Eingeschlagen in Eis. Das Eis ist geglättet, so dass diese wie Spiegel wirken. Sie kniet sich nieder und wartet. Das Sausen wird lauter. Als sie sich umschaut, sieht sie fast durchsichtig ihre Familie und Freunde, wie diese Knien und warten. Eine Stimme eines Kindes durchbricht die Stille. Das Kind ist aus Eis, wie die Berggötter selber. Es schreit. Als Mai genauer hinsieht, sieht sie, wie das Kind anfängt zu verbrennen. Das Eis brennt. Die Familie und Freunde von Mai verschwinden. Etwas geht hier schief. Mai rennt aus dem Tempel. Ein großer Yeti steht auf einmal vor ihr und greift sie. Er zieht Mai zurück in den Tempel und schmeißt sie auf den Boden. Hinter dem Yeti kommt ein Mann aus Eis in den Tempel. Er ist einer der Götter, auf den Mai gewartet hat. Er bückt sich und hebt einen Kristall aus Eis auf, der an der Stelle liegt, wo das Eiskind verbrannt ist. » Niemand hat es je gewagt, ein Kind des Eises anzugreifen, noch weniger es zu töten. Dafür werden wir dir eine Lehre erteilen. « Er geht auf Mai zu und presst den Eiskristall durch ihren Oberkörper in ihr Herz. Mai versucht sie zu wehren. Sie leidet, der Kristall kühlt ihren Körper aus. » Ein Herz aus Eis, die Liebe wird leis, Ein Krieger erwacht mit jeder Nacht «

Diesen Satz scheinen alle Wände zu wiederholen. Mai bricht unter Schmerzen zusammen.

In der Nacht. Sie wacht auf. Sie fühlt sich starr und kalt. Nachdem sie etwas aufgewacht ist, schaut sie sich um. Sie schaut in das Eis und sieht ihre Spiegelung. im dunklen Licht. Ihr Spiegelbild steht auf und gibt Mai ein Zeichen, dass sie folgen soll. Mai steht auf und berührt das Eis. Es fühlt sich an wie Wasser, durchlässig und nass. Sie schwimmt ihrem Spiegelbild hinterher. Bis in eine versteckte Kammer hinter dem Eis. Hier liegen Waffen, Dokumente und vieles mehr. Als sie das Eis verlässt, verschwindet auch ihr Spiegelbild. Instinktiv greift sie nach zwei leichten Kurzschwertern und einem Bund aus Dolchen. Bevor sie sich diese nehmen kann, schlägt ein älterer Herr mit seinem Gehstock ihr auf die Finger » Du sollst nicht stehlen, aber du bist neu, ich verzeih dir. Komm mit, ich erkläre dir alles. « Er geht in eine kleine Stube und bietet Mai ein Getränk an: » Es gibt die Kinder des Eises. Sie wachsen aus dem Eis, wenn man ihnen einen besonderen Kristall gibt. Du hast einen solchen Kristall bekommen, sonst wärst du nicht durch die Eiswand gekommen. Ich habe auch einen solchen Eiskristall bekommen, allerdings genauso unfreiwillig, genau wie du, wie ich gesehen habe. Bei dir ist allerdings etwas sehr merkwürdiges passiert. Ein Kind aus Eis, das brennt. Auf uns kommen keine guten Zeiten zu. Jedenfalls, du besitzt nun Fähigkeiten eines solchen Kindes. Sowohl im guten als auch im schlechten. Du hast einen Assassinen-Kristall bekommen. Diese sind selten und äußerst gefährlich. Du ernährst dich durch das Töten und verlernst Emotionen. Du weißt noch nicht so gut, wie du eine Waffe führst, das musst du lernen. Suche dir eine Schule. Du wirst schnell lernen. Aber du verlierst die Kontrolle über dich. Du wirst irgendwann nicht mehr verstehen, wer dir Befehle gibt, du wirst nicht mehr entscheiden können, wer Familie und wer Feind ist. Es macht dich kaputt, so wie mich. Nimm meine Rüstung und meine Waffen. Ich habe schon genug getötet und gelebt. Ich möchte sterben. Also hol die Waffen und töte mich! « Mai geht fast schon automatisiert in den Waffenraum und steckt alle Waffen ein. Sie zieht die Rüstung an. Diese scheint sich agil anzupassen. Mai sticht zu. Aus der Wunde quillen Eiskristalle. Sie atmet schwer, aber sie empfindet ein Gefühl von Stärke. Bevor sie geht, schneidet sie sich ihre langen schwarzen Haare ab. In den Schulen der Assassinen, sind keine Mädchen erlaubt. Sie bricht auf, ohne ihre Familie zu verabschieden. Sie legt darauf keinen Wert. In dieser Nacht übernachtet sie bei einer der vielen Kapellen weiter unten am Berg. In den nächsten Tagen macht sie sich auf in den Westen von Faerûn.

Auf dem Weg nach Baldur’s Gate besuchte sie viele Schulen und lernte so die Grundlagen der Assassinen kennen. An ihrem 25. Geburtstag sah sie endlich Baldur’s Gate vor sich. Hier konnte sie anfangen ihren Hunger nach Tod nachzueifern.