Meinerzhagen – 12.05 Uhr, der Motor läuft zum Teil. Die Kinder sitzen noch in den Klassenräumen der Grundschule Auf der Wahr. Unterrichtsschluss ist in zehn Minuten. Die besten Plätze vor der Schule sind schon länger besetzt. Wer zuerst kommt, parkt zuerst.

Die Schule sieht die Elterntaxis wiederum kritisch. Entlang der Süd- und Stettiner Straße gilt überall absolutes Halteverbot. Und so kommt es, dass auch Lehrerparkplätze genutzt werden. „Wenn sie dürften, würden die Eltern auch auf dem Schulhof parken“, sagt Schulsekretärin Melanie Hesse. Probleme habe man nur an den Tagen nicht, an denen jemand kontrolliert. Die Elterntaxi-Parkplätze bieten Platz für etwa zehn Autos, fünf weitere können am Friedhof an der Gerichtstraße parken. Der Weg ist für viele Eltern unzumutbar, wie Polizistin Sylke Hentschel weiß.

Die Bezirksbeamtin hat vor allem die Sicherheit der Erst- bis Viertklässler im Blick und weiß, dass es gefährlich werden kann, wenn Eltern den Wunsch haben, den Nachwuchs so nah wie möglich an der Schule abzuliefern und abzuholen. Sie hört die „spannendsten Erklärungen“ für das Abholen der Kinder und kann sie nicht nachvollziehen. Selbst wenn es Gründe gibt, Kinder abholen zu müssen, könnten Eltern die Hol- und Bringzone nutzen, wie sie vorgesehen ist oder parken, wo es erlaubt ist – selbst wenn das einen Fußweg beinhalte. Aber wer eine halbe Stunde im Auto warten kann, hat auch Zeit, ein Stück zur Schule zu laufen.

„Bett, Auto, Schule“, nennt Hentschel den Weg vieler Schüler. Dass sie zu wenig Bewegung haben ist das eine, dass sie Straßenverkehr nicht kennenlernen, das andere Problem. „Sie haben kein Gefühl mehr für Geschwindigkeit.“ Unterm Strich ist das eine „sehr große Gefahr“. Die vielen Eltern, die morgens im Dunkeln oder auch bei Regen fünfmal wenden, um aus der Straße herauszukommen, ebenfalls. Der Stau blockiert morgens Busse sowie Lehrer, vor allem „oben“, wo Hentschels Priorität liegt, das hätten die Eltern, die „unten“ warten, gut erkannt. Demnächst könnte es aber eine größere Aktion geben, wo oben und unten kontrolliert wird.

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  • baleanar@discuss.tchncs.de
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    2 days ago

    Die meisten aber geben an, dass es keine Busverbindung für ihre Kinder gebe. Ein Vater, der in der Nähe vom Penny wohnt, sagt, seine Tochter müsste zweimal umsteigen. „Wir haben ein Busproblem“, sagt er.

    Ich wette die meisten Eltern wählen für eine Partei die sich für breitere Spuren, weniger Steuern, und billigeren Sprit einsetzt, Büsse aber komplett ignoriert.

  • Wxnzxn
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    2 days ago

    Ein Vater, der in der Nähe vom Penny wohnt, sagt, seine Tochter müsste zweimal umsteigen. „Wir haben ein Busproblem“, sagt er. Es bleibe vielen Eltern gar nichts anderes übrig, als die Kinder selbst abzuholen.

    Nachvollziehbar, und definitiv ein großer Anteil am Problem, aber zugleich auch:

    Selbst wenn es Gründe gibt, Kinder abholen zu müssen, könnten Eltern die Hol- und Bringzone nutzen, wie sie vorgesehen ist oder parken, wo es erlaubt ist – selbst wenn das einen Fußweg beinhalte. Aber wer eine halbe Stunde im Auto warten kann, hat auch Zeit, ein Stück zur Schule zu laufen.

    Wann hat sich die Kultur eigentlich so gewandelt, dass zu Fuß oder mit Fahrrad zur Schule kommen derartig abwegig geworden ist? Also, in diesem Fall wäre es ein letztes Stück zu Fuß. Ich bin in den 90ern in der Grundschule mit Freunden zusammen gelaufen, immer so 15-30 Minuten, je nachdem. Ist das wirklich so, dass sich Eltern das nicht mehr trauen? Kinder es nicht mehr können/lernen?

    Will gar nicht so sehr den Boomer raushängen lassen und “die Jugend von heute” oder “die Eltern von heute” anklagen oder so. Ich frage mich nur, wie viel muss man zur Lösung mit ÖPNV arbeiten (sowieso gut) und wie viel mit einem organisierten Wandel in der Einstellung?

    • Cypress35z@feddit.org
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      2 days ago

      Wann hat sich die Kultur eigentlich so gewandelt, dass zu Fuß oder mit Fahrrad zur Schule kommen derartig abwegig geworden ist?

      Ganz einfach: Es fahren zu viele große gefährliche Autos herum die das Kind auf dem Schulweg überfahren könnten. Also bringt man das Kind selbst zur Schule… mit dem großen gefährlichen SUV.

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      • Diplomjodler@lemmy.world
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        2 days ago

        In den Siebzigern (des letzten Jahrhunderts) waren die Unfallzahlen viel höher als heute. Insgesamt ist der Straßenverkehr heute viel sicherer. Wir sind damals ja barfuß durch meterhohen Schnee. Beide Strecken bergauf.

    • ValiantDust@feddit.org
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      2 days ago

      Zum Teil ist das auch ein gesamtgesellschaftliches Problem. Es ist einfach komplett zum Normalfall geworden, jede einzelne Strecke mit dem Auto zu fahren. Zumindest außerhalb von Städten mit gutem ÖPNV.

      Und das schließt auch die Erwachsenen in meinem Alter ein, die als Kinder brav in die Schule gelaufen oder mit dem Fahrrad gefahren sind. Anekdotisch: Bin in einem Verein in meinem Heimatort. Das Vereinsheim ist relativ mittig im Ort, nur ein paar Ecken von der Grundschule entfernt. Die gleichen Leute, mit denen ich als Kind in die Schule gelaufen bin, fahren jetzt die gleiche Strecke alle mit dem Auto. Die längste Zeit, die man in die Ortsmitte brauchen kann, sind vielleicht 15 Minuten. Mit dem Fahrrad 4-5, das wäre sogar schneller als noch einen Parkplatz suchen zu müssen. Als ich noch Kind war kamen die meisten noch zu Fuß.