Der AfD-Spitzenkandidat begründet seine Politik auch spirituell. Er nutzt eine rechtskatholische Gemeinschaft, die sich sogar um Verbote des Papstes kaum schert.

Sonntags um halb elf kniet die katholische Gegenrevolution im Wedding. Dann ist die Berliner Kirche St. Afra voll bis in die Seitenschiffe, während andernorts die Gotteshäuser leer sind und die Stimmung trübe. Überhaupt ist manches anders im Institut St. Philipp Neri, wie sich die Priestergemeinschaft nennt, zu der die Stiftskirche St. Afra gehört. Hier beugt das Knie, wer seinen Platz sucht in der Bank. Hier tragen Frauen Kopftuch. Hier sind viele konservativ, katholisch und wollen Avantgarde sein, und zur Avantgarde gehört, wer die Alte Messe feiert. Die Predigt ist auf Deutsch, die restlichen fast anderthalb Stunden wird hier im Berliner Wedding Latein gesprochen und gesungen.

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    6 months ago

    Tatsächlich wählen Christen nur unterdurchschnittlich AfD. Eine Studie der Universitäten Bern und Leipzig beschrieb 2020 die “immunisierende” Wirkung des christlichen Glaubens. Nur gilt die nicht für Rechtskatholiken und -protestanten, etwa für rechte Pietisten. Dort wird das Kreuz, wie der Soziologe Jan-Philip Steinmann in der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie schreibt “mit einer doppelt so hohen Wahrscheinlichkeit bei rechtspopulistischen Parteien” gemacht.

    Könnte das vielleicht daran liegen dass Christen überdurchschnittlich die Unionsparteien wählen und durch deren politische Ähnlichkeit zur AfD seltener dorthin wechseln als Leute aus anderen Teilen des politischen Spektrums die dann im Zweifelsfall bei Radikalisierung die Union direkt überspringen und zur AfD gehen?