Trotz 30.000 Toten in Gaza fehlt der deutschen Politik Empathie, beklagt Jules El-Khatib. Der Soziologe und Ex-Linken-Sprecher in NRW schaut im Gespräch mit IPPEN.MEDIA kritisch auf Regierung und Medien.

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    9 months ago
    1. Überschrift und Text passen nicht zusammen: “ignoriert Menschenrechte” ist etwas anderes als “zeigt keine Empathie”.
    2. “In medialen Debatten sind palästinensische Stimmen ja wirklich rar.” Landauf und Landab gibt es kaum ein anderes Thema. Selbst bei der Oscar-Verleihung.
    3. “Wenn Palästinenserinnen und Palästinenser zu Wort kommen, dann gibt es auch zugleich Angriffe auf sie.” Ist umgekehrt nicht anders.
    4. “Aber es ist extrem unausgewogen, wenn man sich die Titelseiten der großen Medien anschaut, insbesondere auch die des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.” => Das Gegenteil ist der Fall. Du wirst sicher genug mediale Stimmen finden, die das Gegenteil behaupten. Und weißt du was? Das beweist nur, wie ausgewogen und diskursfreudig und ganz und gar nicht einseitig die mediale Perspektive ist. Hupsi.

    Am Ende ist das ganze Interview nichts anderes, als die Sprechblase eines ausgewiesenen Antisemiten. Aussagen wie “Schockierend fand ich auch Artikel, die selbst einen Einmarsch in Rafah gutgeheißen haben – und das, als mehr als 30.000 Palästinenser schon tot waren.” ist nichts anderes als reinste Meinung, kein Fakt. Jeder einzelne tote Palästinenser hätte verhindert werden können, wenn es keinen 7. Oktober gegeben hätte. Jeder weitere Tote kann verhindert werden, wenn die Hamas die Waffen niederlegt und die Geiseln frei lässt. Und last but not least: nicht jeder der 30.000 Toten ist unschuldig gewesen. Darunter sind halt auch viele Hamas-Kämpfer.

    Und so weiter: “Bei allen anderen Parteien gibt es niemanden, der einen dauerhaften Waffenstillstand fordert, die meisten Abgeordneten sind, wenn es um palästinensisches Leid geht, eine absolute Katastrophe”. Vielleicht fordert ja niemand einen Waffenstillstand, weil auch nur die größten Vollpfosten (Wagenknecht und der Papst) z.B. die Ukraine auffordern würden, endlich einem Waffenstillstand zuzustimmen. Das Leid der Palästinenser ist allerdings den meisten ziemlich egal, denn wir haben ja immer weiter die UNRWA und die Hamas finanziert. Würde man den Terroristen endlich den Geldhahn aus dem Westen abdrehen, könnte sich vielleicht die Bevölkerung stärker gegen die Besatzung durch diese kriminellen Vereinigungen wehren.

    Lachhaft wird es bei “Die Bundesregierung hätte schon vor Monaten einen Waffenstillstand fordern müssen”. Ja, es wäre schön gewesen, wenn die Bundesregierung die Entwaffnung und Beseitigung der Hamas gefordert hätte. Aber El-Khatib meint natürlich, dass Israel die Waffen strecken möge.

    Sein Wunsch “Wer eine langfristige Lösung möchte, der muss auch eine Perspektive für die Palästinenser schaffen, die ihnen Sicherheit und Frieden gewährleistet.” wird eben so lange ungehört bleiben, so lange er nicht erkennt, dass die Hamas selber das größte Leid für die Palästinenser verursacht.

    • tryptaminev 🇵🇸 🇺🇦 🇪🇺@feddit.de
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      9 months ago

      Der von dir verlinkte Kommentar ist eine Antwort auf diesen Kommentar https://uebermedien.de/90248/die-deutsche-berichterstattung-zum-nahostkrieg-setzt-meine-glaubwuerdigkeit-als-reporter-aufs-spiel/ der ebenso Beispiele für krass pro israelische Berichterstattung bringt.

      Ich kann dir dazu auchs ehr die letzten Folgen vom Aufwachen podcast empfehlen. Da wird systematisch Vergleichen und Herausgearbeitet, wo deutsche Medien weniger, garnicht, oder nur einseitig berichten, verglichen mit amerikanischen und britischen Medien.

      https://www.youtube.com/watch?v=wgEBkXbHj1M
      https://www.youtube.com/watch?v=9tAnkaHuYjQ
      https://www.youtube.com/watch?v=E8ByU4-JIEA

      Wenn sich z.B. deutsche Journalisten von der IDF zu vermeintlichen Bunkern und Krankenhäusern führen lassen, dabei aber nicht erwähnen, dass ihnen verboten wurde, mit ihren Handys die Position zu Orten, oder immer nur in Tel Aviv Meinungen eingeholt werden, wenn man sich sofort ohen Beweise auf UNRWA einschießt und nicht mal auf die Idee kommt, dass die Veröffentlichung der (weiter unbelegeten) Anschuldigungen unmittelbar auf das IGH Urteil gegen Israel folgt, dann wird ziemlich deutlich, dass es einen krassen pro-israel bias gibt.

      Zu dem von dir verlinktem Kommentar muss ich festhalten, dass dieser polemisch, latent rassistisch und z.T. auch einfach falsch ist.

      No Jews, no news

      Die Erzählung der doppelten Standards westlicher Journalist:innen, die La Marcas Artikel beklagt, ließe sich ebenso gut (und ich würde sogar sagen, noch viel besser) umgekehrt erzählen: Im Gegensatz zu den Kriegstoten in Gaza, über die jeden Tag ausführlich berichtet wird, sind andere Konflikte ohne israelische (sprich: jüdische) Beteiligung gänzlich uninteressant.

      Die Todeszahlen im jemenitischen Bürgerkrieg sind ebenfalls sechsstellig. Wo waren die weltweiten Demonstrationen, wo die Wut und der Zorn auf europäischen Straßen? In syrischen Bürgerkrieg, der immerhin eine Weile lang Aufmerksamkeit erfuhr, waren Palästinenser:innen eine der größten Opfergruppen. Das hinderte den Diktator und Schlächter Baschar al-Assad nicht daran, kürzlich bei der Arabischen Liga den Frontrunner in Sachen Palästina-Solidarität zu geben. Die Aufmerksamkeit für die noch immer täglich in Syrien verübten Verbrechen dagegen? Liegt nahezu bei null.

      Dabei wird komplett ausgeblendet, dass Deutschland Israel massiv politisch, finanziell und militärisch unterstüzt. Es wird ausgeblendet, dass die Berichterstattung über die israelische Besatzung vor dem 07. Oktober in Deutschland kaum vorhanden war. Es wird ausgeblendet, dass die besondere Aufmerksamkeit mit dem 07. Oktober begonnen hat, und der Überfall der Hamas zu Recht ins Rampenlicht kam. Nur hat sich Israel anschließend in diesem Rampenlicht so mies verhalten, dass jetzt die Stimmung umschlägt. Und das trotz der unausgewogenen und häufig schmerzhaft parteiischen deutschen Berichterstattung.

      Es wird ausgeblendet, dass die geringe Berichterstattung über Jemen im Sinne Israels ist, die mit Saudi Arabien unde den USA gegen den Iran kämpfen. Weiter wird dabei vom Autor ausgeblendet, dass er selbst Teil des Systems ist, dass Israel in den deutschen Medien viel Aufmerksamkeit gibt, und Ländern wie Äthiopen und Jemen praktisch gar keine. Es wird ausgeblendet, dass der ÖR bewusst wenig über Jemen berichtet hat, weil Deutschland Saudi Arabien dabei unterstützt in Jemen Kriegsverbrechen mit deutschen Waffen zu begehen. Es wird ausgeblendet, dass die Berichterstattung über Syrien sehr lange und sehr detailliert war, bis der Westen akzeptiert hat, dass sie Assad nicht stürzen werden können.

      Man könnte diese Position auch so verstehen, dass der Autor deines Artikels sagt: “Warum könenn wir die Palästinenser nicht einfach genauso ignorieren wie alle anderen Menschen, die wir missachten und verachten, solange es unserer außenpolitischen Linie entspricht?”

      Insbesondere müsste der Autor nach seiner eigenen Logik “wenig Todeszahlen -> wenig Berichte” auch die deutsche Berichterstattung über den 07. Oktober massiv kritisieren, weil 1.200 Tote nunmal viel weniger als 100.000 Tote sind. Diese offensichtliche Doppelmoral scheint ihn aber nicht weiter zu stören.