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Cake day: June 23rd, 2024

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  • Ich würde sagen eine sinnvolle Prioritätensetzung ist vor allem, dass die Gruppe autonom von der „Außenwelt“ ist. Das heißt, dass sie nicht darauf angewiesen ist Spenden von außen zu bekommen, sondern sich selbst über Mitgliedsbeiträge, Verkäufe, vielleicht sogar Purpose-Unternehmen finanzieren kann. Sobald man diese finanzielle Freiheit hat und sich keine Sorgen machen muss, ob man die Miete für den Infoladen oder ähnliches bezahlen kann, kann man deutlich besser agieren.

    Vielleicht könnte man auch einen Verein gründen, der z.B. Leuten Äpfel aus ihren Gärten abkauft, zu Saft pressen lässt, als regionalen Apfelsaft an Läden verkauft und dann den Gewinn an die Antifa-Gruppe spendet.

    Auch eigene Medien, wie ein Blog, sind nützlich, weil man dann unabhängig von den gängigen Medien seine Sicht darstellen kann


  • Meiner Erfahrung nach gibt es 6 Arten von Antifa-Gruppen:

    1. Die Standart-Großstadt-Antifa. Du hast einen Haufen von Leuten mit unterschiedlichen Ideologien, die quasi nur der Antifaschismus eint. Es gibt häufig interne Konflikte und es mangelt an Kommunikation unter den Mitgliedern. Große Unterstützernetze existieren kaum. Die Aktionen werden durch Spenden der Mitglieder oder Online-Crowdfunding-Kampagnen organisiert. Oft passiert es, dass sich innerhalb der Gruppe „Fraktionen“ bilden. Dann einigen sich z.B. die Anarchisten, Queerfeministen und demokratischen Sozialisten für Option A zu stimmen, während z.B. Trotzkisten und Maoisten für Option B stimmen. Manchmal endet das in Spaltungen, meistens aber nicht, weil jeder Angst vor Spaltungen hat.

    2. Die Standart ländliche Antifa. Entsteht in der Regel aus einem Freundeskreis, der mit lokalen Neonazis konfrontiert ist. Es gibt zwar Meinungsunterschiede, aber keine Spaltungen ode rLagerbildungen, da die Mitglieder sich auf persönlicher Ebene verstehen und die Meinungsverschiedenheiten vor allem einzelne Aktionen betreffen. In der Regel keine Finanzierung, wenn man irgendwas braucht nimmt man es halt von zuhause mit. Oft Jugendliche. Kaum/gar keine Veranstaltungen, wie Demos, größtenteils inoffizielle Strukturen. Es gibt keine Website, keine Demos, keine öffentlichen Statements. Der einzige Weg als außenstehender eine zu finden, sind Grafitties in Lost Places, an Brücken, …. Es gibt oft einen zentralen Platz, an dem die Mitglieder sich treffen. Im Ort ist die Existenz der Gruppe und wer zu ihr gehört oft ein offenes Geheimnis, aber genauso wie bei den örtlichen Nazis wird nicht drüber gesprochen. Aktionen sind oft spontan und unüberlegt.

    3. Die (funktionierende) Splitter-Antifa. Gruppe spaltet sich in viele einzelne Aktivisten, die in unterschiedlichen Bewegungen aktiv sind und zum Plenum zusammenkommen. Außerhalb des Plenums und Demos kein Kontakt zwischen Aktivisten in unterschiedlichen Bewegungen. Auf dem Plenum funktionieren die einzelnen Aktivisten nicht nur als Individuen, sondern auch als Vertreter von z.B. der Kurden-Bewegung, der Klimagerechtigkeitsbewegung, … . Dadurch fühlen sie sich eher verpflichtet konstruktiv mitzuarbeiten, weil sie eine Bewegung repräsentieren, die ihnen wichtig ist. Wenn sie sich schlecht benehmen, schädigt das das Ansehen ihrer Bewegung in der linken Szene.

    4. Die (dysfunktionale) Splitter-Antifa. War in der Regel einmal eine Standart-Großstadt-Antifa, die zerbrochen ist. Starke Lagerbildung, die sich gegenseitig feindlich gegenüberstehen. Oft persönliche Konflikte zusätzlich zu ideologischen Differenzen. Starkes Misstrauen untereinander. Oft läuft es darauf hinaus, dass das Plenum nur dazu dient sich gegenseitig anzuschreien und Informationen auszutauschen. Die Aktionen werden oft innerhalb der einzelnen Gruppen geplant. Manchmal kommt es auch zu Gewalt unter den linken Splittergruppen. Solche Gruppen können nur effektiv sein, wenn sich entweder eine der Splittergruppen durchsetzt und die anderen dominiert oder wenn es eine Person gibt, die von allen Lagern respektiert wird und das ganze zusammenhält.

    5. Die geeinte Antifa. Man hat ähnliche/gleiche Ideologische Vorstellungen. Funktionieren oft intern besser, sind aber auch deutlich kleiner als Standart-Großstadt-Antifas. Es gibt zwar persönliche und Taktische Konflikte in der Gruppe, aber keine wirklich großen Konflikte oder Spaltungen. Oft entstehen mit der Zeit persönliche Freundschaften. Die Gruppen können in de rRegel schneller reagieren, haben aber Probleme große Massen zu mobilisieren, weshalb sie bei Demos auf ein Unterstützerumfeld angewiesen sind.

    6. Die traditions-Antifa. Treten oft in Gegenden auf, die z.B. eine lange sozialistische oder anarchistische Tradition haben. Mitglieder kommen oft aus Familien, die stolz auf ihre Vergangenheit in der Arbeiterbewegung sind und Mitglieder wachsen oft schon gemeinsam auf. Sehr effektiv, aber kaum Gegner, weil sie halt in Gegenden auftreten, die traditionell links sind. Manchmal kommt es vor, dass die Gruppen z.B. sehr stark ihre sozialistische Tradition betonen, aber sozialistische Werte und Theorie eher wenig beachten. Es gibt oft weite Generationenübegreifende Unterstützernetzwerke von ehemaligen aktiven Mitgliedern, … . Oft wenig Kontakt mit der Linken Szene.