Auf dem Rückweg von Recherchen über Gewalt radikaler Siedler gegen Palästinenser ist ein ARD-Team im Westjordanland von israelischen Soldaten festgehalten und bedroht worden. Das ARD-Studio Tel Aviv sieht darin einen klaren Angriff auf die Pressefreiheit.

Ein Team der ARD ist im palästinensischen Westjordanland von Soldaten des israelischen Militärs (IDF) festgehalten und bedroht worden. Nach Angaben des ARD-Studios Tel Aviv, das vom Bayerischen Rundfunk (BR) betrieben wird, war Korrespondent Jan-Christoph Kitzler mit einem palästinensischen Mitarbeiter sowie einer deutschen Mitarbeiterin bereits auf dem Rückweg von einem Interview, als sie von israelischen Soldaten südlich der palästinensischen Stadt Hebron gestoppt wurden.

Wie Kitzler berichtet und Handyvideos des Teams belegen, verhielten sich die Soldaten gegenüber dem ARD-Team überaus aggressiv. Mehrfach wurden Waffen in das Teamfahrzeug gehalten. Immer wieder filmten die Soldaten das ARD-Team aus nächster Nähe - für Kitzler und das Team ein klarer Versuch der Einschüchterung.

Soldaten offenbar eingezogene Reservisten

Bei den Soldaten handelte es sich nach Angaben des Teams vermutlich um Siedler aus der Gegend, die nun als Reservisten eingezogen wurden. Sie waren mit einem Privatfahrzeug unterwegs und trugen zivile Kopfbedeckungen.

“Die Soldaten haben uns mit ihren Waffen bedroht und uns gefragt, ob wir Juden seien. Unsere Kollegin wurde als Verräterin beschimpft”, berichtet Kitzler. Das ARD-Team war vor Ort, um über Gewalt radikaler Siedler gegen Palästinenser im von Israel besetzten Westjordanland zu berichten. Diese ist mit Kriegsbeginn deutlich angestiegen, zahlreiche Fälle sind dokumentiert.

“Wir können das Vorgehen nicht akzeptieren”

Für Christian Limpert, Leiter des ARD-Studios Tel Aviv, handelt es sich bei dem Fall um einen Versuch, die Berichterstattung aus dem palästinensischen Westjordanland massiv zu behindern, auch andere internationale Medien seien betroffen. “Für uns ist es der zweite Vorfall innerhalb einer Woche. Unser Team hat sich klar als akkreditierte Pressevertreter ausgewiesen und war fernab militärischer Sicherheitsbereiche. Wir können das Vorgehen des israelischen Militärs nicht akzeptieren.”

Erst nach mehr als einer Stunde entspannte sich die Situation, nachdem weitere israelische Soldaten und auch Polizeikräfte hinzugezogen wurden. Telefonisch vermittelte zudem das für Auslandskorrespondenten zuständige “Foreign Desk” des IDF.

Der BR betrachtet das Ereignis als einen Angriff auf die Pressefreiheit. Das mehrfache Vorhalten der Waffe sei völlig inakzeptabel, so BR-Chefredakteur Christian Nitsche. Unter anderen auch die Foreign Press Assoziation (FPA) in Israel hat angekündigt, in der Sache aktiv zu werden. Das ARD-Studio Tel Aviv wird einen Anwalt damit beauftragen, eine juristische Aufarbeitung des Vorfalls zu prüfen.

  • Chariotwheel@kbin.socialOP
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    1 year ago

    Wir können vermutlich froh sein, dass die Israelischen Siedler das ARD Team nicht umgebracht haben.

    • anyhow2503@lemmy.world
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      1 year ago

      Ich vermute, das ARD Team hatte eventuell keine Palästinenser oder andere Araber unter sich.

      • dust_accelerator@discuss.tchncs.de
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        1 year ago

        Brauchst nicht vermuten brudi

        war Korrespondent Jan-Christoph Kitzler mit einem palästinensischen Mitarbeiter sowie einer deutschen Mitarbeiterin bereits auf dem Rückweg von einem Interview, als sie von israelischen Soldaten südlich der palästinensischen Stadt Hebron gestoppt wurden.

        • timmoe85@feddit.de
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          1 year ago

          Wie kommt man auf diese Idee? Liegt vermutlich in dem Inhalt der Reportage begründet, aber ist doch total risikobehaftet?

      • schnauzer@lemm.ee
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        1 year ago

        Genau, jeder “Palästinenser oder andere Araber” kriegt nämlich direkt ne Rakete auf’n Kopp geworfen. Muss man wissen.

    • redprog@feddit.de
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      1 year ago

      Alter, die sind mitten im bewaffneten Konflikt, hätten sie die Journalisten umbringen wollen, hätten sie es getan. Das hatte nichts mit Glück zu tun, die hätten einen internationalen Skandal losgestoßen, hätten sie Journalisten eines deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders ermordet. Gänzlich im Gegensatz zu den meisten Terrororganisationen dieser Welt, von denen ich weiß - bei denen rollt tatsächlich mal der ein oder andere Journalistenkopf!

      • KISSmyOS@lemmy.world
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        1 year ago

        Bei den Soldaten handelte es sich nach Angaben des Teams vermutlich um Siedler aus der Gegend, die nun als Reservisten eingezogen wurden. Sie waren mit einem Privatfahrzeug unterwegs und trugen zivile Kopfbedeckungen.

        Also genau die Siedler, über deren Gewalt gegen Palästinenser die Journalisten gerade recherchierten. Ich weiß nicht, ob die sich so sehr um die internationale Meinung scheren, immerhin besetzen sie schon völkerrechtswidrig Gebiete, die nicht zu Israel gehören.

      • Chariotwheel@kbin.socialOP
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        1 year ago

        Ich will nur sagen, allein in diesem Konflikt hat Israel schon einige Journalisten auf dem Gewissen, und die Israelischen Siedler der Westbank haben an sich auch schon Menschen im dreistelligen Bereich in der Westbank umgebracht. Für die Siedler ist ein internationaler Skandal nicht so wichtig wie du denkst, die sammeln seit Jahrzehnten Skandale und rücken trotzdem weiter vor.

        • tryptaminev 🇵🇸 🇺🇦 🇪🇺@feddit.de
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          1 year ago

          Gibt ja auch keine Konsequenz außer ein bisschen “dududu”.

          Würden alle westlichen Staaten ein Ende des Siedlerterrors als Voraussetzung für weitere Rüstungslieferungen und Militärkooperationen einfordern, würde vielleicht auch was passieren.

      • qwesx@kbin.social
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        1 year ago

        Ja, ein “richtiger” Soldat hätte da wohl auch die Füße still gehalten. Aber das waren halt Reservisten, da kann man echt gar nichts erwarten. Erschreckend, dass die anscheinend überhaupt alleine (ohne (Unter-)Offizier) bewaffnet rumlaufen dürfen…

        • tryptaminev 🇵🇸 🇺🇦 🇪🇺@feddit.de
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          1 year ago

          Israel bewaffnet gerade neben Reservisten die Siedler massiv mit Sturmgewehren. Es kommt zur Zeit regelmäßig zu Terroranschlägen von Siedlern auf Palästinenser in den besetzten Gebieten, die von der IDF gedeckt werden, oder z.T. sind die Siedler zu dem Zeitpunkt selbst Soldaten, wie am Wochenende geschehen.

          Es muss davon ausgegangen werden, dass die ihre Waffen auch nicht wieder abgeben werden, und die Regierungsparteien die Chance nutzen, um dauerhaft eine bewaffnete Miliz aufzubauen, die auch bei den nächsten Wahlen “präsent” sein werden

      • Discombobulated_Back@feddit.de
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        1 year ago

        Zum Glück haben sie es nicht getan, ich bin mir ziemlich sicher die hätten die Leichen entsorgt und so das dass ja nicht rauskommt.

        • Anamana@feddit.de
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          1 year ago

          So ist es. Und wahrscheinlich hätten alle ‘wissenden’ Seiten es vertuscht, um einen diplomatischen Skandal zu verhindern.

          • schnauzer@lemm.ee
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            1 year ago

            Ja, die werden in unterirdischen geheimen Krematorien entsorgt. Muss man wissen.

            • Anamana@feddit.de
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              1 year ago

              Echt? Krass danke für die Infos, poste ich direkt so als Beweis in meiner Telegram-Gruppe!

      • Norgur@kbin.social
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        1 year ago

        Sag’ mir, dass du die Redewendung “wir können vermutlich froh sein” nicht verstanden hast, ohne mir zu sagen, dass du die Redewendung “wir können vermutlich froh sein” nicht verstanden hast.