Der “Tatort” zeichnet laut einer neuen Auswertung ein völlig verzerrtes Bild von Leistungsträgern, kritisiert Christoph Ahlhaus. Um dem Mittelstand mehr Respekt und Einfluss zu verschaffen, will der Verbandschef jetzt unüberhörbar stören – auch die CDU.
Jaja das ist schon schrecklich wie die Leistungsträger so dargestellt werden.
Mit geilen Häusern, teuren Autos, und mit einem Hang dazu sich bei ihrer Leistung nicht an die Regeln zu halten.
Danke. Der Tatort war also überhaupt nur für die Aufmerksamkeit, am Ende geht es um was ganz anderes. Klug gemacht, war auch inhaltlich durchaus lesenswert.
Zwei Dinge sind mir in Erinnerung geblieben beim lesen. Einmal, dass ein CDU’ler mal zugibt, dass die Union ein Haufen von Populisten ohne klares Ziel ist, und dieses Work-Life gegen Erfolg stellen. Das ist kompletter Unsinn, auch als Unternehmer der ich bin brauche ich einen gesunden Geist und das geht nicht ohne eine gesunde Balance.
Das klingt für mich nach sehr viel “mimimi ich will mehr Geld, und fick den Staatshaushalt und die ganzen faulen Rentner, Arbeitslosen und Kranken.” Hier wird wieder komplett ausgeblendet, dass die Vererbung des ganzen Geldes im sog. “Mittelstand” und die fehlende soziale Mobilität die Hauptursache für den Fokus auf Work-Life-Balance sind. Warum soll man sich für eine Firma den Arsch aufreißen, die sowieso der Justus-Malte erben wird, der als Kind dreimal zu oft von der Schaukel auf den Kopf gefallen ist?
Das ist eine Seite der Problem-Medaille, richtig. Die Andere ist die Fragestellung: “Warum soll ich mir den Arsch für eine eigene Firma aufreißen, wenn ich in der Firma von Justus-Malte besser den Kopf abschalten kann und mir ohnehin überall suggeriert wird, dass ich eigentlich nicht selbstständig sein zu habe in diesem Land?”
Wie sind das verschiedene Seiten der Medallie? Es wird einem suggeriert, dass Selbständig sein sich quasi nicht lohnt, weil es sich quasi nicht lohnt selbstständig zu sein, weil “die Vererbung des ganzen Geldes im sog. “Mittelstand” und die fehlende soziale Mobilität” es neuen Selbstständigen nur mit viel Glück ermöglichen erfolgreich zu werden.
Naja, die Metapher mit der Medaille meint ja, dass es zwei Betrachtungen des gleichen Problems sind. Ich würde aber sagen, dass es noch weitere Gründe gibt, warum Selbstständigkeit einen schlechten Ruf genießt. Das ist einerseits die fehlende Risikobereitschaft Deutscher Investoren (die gibt’s nur bei Großbanken, nicht bei Start-Ups), die überwiegend sinnbefreite Bürokratie (ich musste nach Gründung formell bei irgendeinem Kirchenamt in Berlin einen Antrag stellen, damit der wiederum abelehnt wird, weil ich nicht in der Kirche bin) und - das wird sicher nicht jedem jetzt gefallen - die Suggestion von Sicherheit bei einem festen Arbeitsplatz gegenüber der Suggestion von kompletter Unsicherheit in der Selbstständigkeit.
Da steckt viel Zündstoff in dieser Kritik. Ist wie darauf hinzuweisen, dass es keinen “Arbeitgeberanteil” deiner Sozialabgaben gibt. Als wäre der Arbeitgeber hier der gute Samariter, der gern mithilft, dass du Rente bekommst. Das zahlst natürlich alles du, wäre nur ein unglaublicher Betrag in der Abrechnung, wenn man sieht, wieviel man eigentlich verdient und wie wenig übrig bleibt.
Ja schon, ich stimme dir auch inhaltlich eigentlich zu, ich fand nur die Metapher hier etwas seltsam. Mir kommt das nicht wie eine besonders andere Art auf das Problem zu schauen vor.
Ich glaube auch das hängt mit den strukturellen Problemen zusammen. Startups in Deutschland haben es einfach strukturell schwerer als in anderen Ländern. Daher muss eigentlich mit mehr Risiko auf seiten der Investoren gerechnet werden. Was sie im internationalen Vergleich als weniger Risikobereit aussehen lässt. Ist also mMn mehr Symptom als Ursache.
Verstehe, was du meinst. Für mich ist das aber schon wichtig zu unterscheiden, da es bei dem ersten Beispiel darum geht, eine Führungsposition einer “fremden” Firma einzunehmen und bei meinem Beispiel es um eigene Gründung geht. Das sind völlig unterschiedliche Wege mit ganz anderen Risikofaktoren, auch wenn am Ende dann die vermeintliche Leitungsposition winkt.
Was genau meinst du mit “strukturell” hier? Also ich denke, ich werde dir nicht widersprechen, aber das Wort kann ja vieles bedeuten in dem Kontext und einiges nannte ich vermutlich ja bereits.
Ja fair den Winkel hab ich nicht ganz bedacht.
Da kommt viel zusammen, von Bürokratie die du schon erwähnt hast bis zu einem gewissen Mißtrauen gegenüber Beschäftigung in Unternehmen die nicht funktioniert haben. Das ist ja eher ein eine rote Flagge im Lebenslauf für viele, was dann die guten Mitarbeiter davon abhält zu dir zu dir zu kommen was deine Erfolgschancen schmälert.
Oh, ja, da sprichst du einen weiteren wichtigen Punkt an: In Deutschland ist es verpönt, zu scheitern, weil dann gleich die Besserwisserfraktion mit ihrem “Habs dir ja gesagt” kommt. Dabei ist scheitern ein wichtiger Teil des Prozesses. Soweit ich weiß, sind viele der großen Wirtschaftsgurus am Anfang mehrmals gescheitert, bevor sie Erfolge feiern durften. In Deutschland erlauben wir uns das selbst nicht, hier bist du bis zum Ende deiner Tage stigmatisiert als Versager.